adiaphoristische Streitigkeiten

adiaphoristische Streitigkeiten
adiaphorịstische Streitigkeiten,
 
Protestantismus: 1) in der Reformationszeit die durch das Leipziger Interim von 1548 verursachte Auseinandersetzung um die Zulässigkeit katholischer Formen in Verfassung und Kultus. P. Melanchthon und andere Reformatoren erklärten, das Kirchenregiment, gottesdienstliche Gebräuche und sogar die Sakramente seien Adiaphora (»Gleichgültigkeiten«), in denen man den Gegnern nachgeben könne. Dagegen verfochten die strengen Lutheraner unter Führung von M. Flacius Illyricus den Grundsatz, im Bekenntnisfall sei nichts »Adiaphoron«. Die adiaphoristischen Streitigkeiten hielten auch nach dem Augsburger Religionsfrieden an und wurden erst mit der Konkordienformel von 1577 (Art. 10) beendet.
 
2) im 17. und 18. Jahrhundert der Streit zwischen Lutheranern und Pietisten (v. a. dem Kreis um A. H. Francke) um das rechte christliche Verhalten gegenüber »weltlicher« Freuden (z. B. Tanz und Theaterbesuch). Die Lutheraner sahen darin Adiaphora, die Pietisten Sünde. Die Streitigkeiten begannen 1681-87 in Hamburg, wo pietistische Theologen die Oper als widerchristlich angriffen. Aber auch der orthodox-lutheranische Hauptpastor J. M. Goeze stellte sich im »Hamburger Theaterstreit« 1768-70 auf die Seite der Pietisten.

Universal-Lexikon. 2012.

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